Karin Wurzbacher
FRM II: Ein neuer Atomreaktor geht in Betrieb
International geächtet - in Bayern hochgejubelt
Der neue Forschungsreaktor FRM II der TU München soll am 9.
Juni diesen Jahres symbolisch in Betrieb gesetzt werden. Sicher
wird Herr Stoiber dabei verkünden, dass man sich erfolgreich
gegen die Bestrebungen der rot-grünen Bundesregierung durchgesetzt
hätte und nun den besten Forschungsreaktor, sehnlichst von
der Scientific Community und den Heilung suchenden Krebspatienten
erwartet, endlich in Betrieb nehmen könne. Eine Umrüstung,
wie sie der Bund in die Genehmigung hineingeschrieben hat, würde
technisch wohl kaum möglich sein, jedenfalls derzeit nicht.
Der neue Forschungsreaktor ist zwar im Vergleich zu Leistungsreaktoren
ein Zwerg, aber in einer ganz anderen Weise doch sehr brisant. Sein
Brennelement soll aus hochangereichertem waffenfähigem Uran
(HEU) bestehen. Seit Ende der 70er Jahre gibt es intensive Bemühungen,
den internationalen Handel mit HEU zu reduzieren. Ein Abrüstungsprogramm
für Forschungsreaktoren wurde ins Leben gerufen, an dem sich
auch Deutschland beteiligt hatte. Ziel war es, Forschungsreaktoren
mit nicht waffenfähigem, niedrig angereichertem Uran (LEU)
zu betreiben. Dies erscheint bei der heutigen weltweiten Bedrohungslage
unter den Gesichtspunkten der Proliferation nach wie vor dringlicher
denn je.
Die TU München, unterstützt durch die bayerische Staatsregierung,
hat sich jedoch entgegen allen vernünftigen Argumenten auf
die Verwendung von HEU festgelegt und eine Umrüstung auf LEU
bislang vehement verweigert. Leider ist es so, dass die Genehmigungsbehörde
nur prüft, ob ein Atomreaktor sicher betrieben werden kann,
jedoch nicht ob das Konzept die internationale Sicherheit bedroht.
Die Klagen gegen die erste und zweite Teilgenehmigung wurden abgeschmettert.
Die Klage gegen die dritte Teilgenehmigung für die nukleare
Inbetriebnahme läuft noch. Hier haben sich aufgrund der Ereignisse
des 11. September neue Gesichtspunkte ergeben.
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